Bohrlochsondierungen kommen immer dann zum Einsatz, wenn eine Flächensondierung mit Bergung von der Oberfläche aus technisch nicht möglich ist. Dies gilt zum Beispiel für Bereiche unmittelbar neben oder innerhalb von Gleisen, in Verbauachsen, in der Nähe von Stahlbetonbauten oder wenn Auffüllungen im Oberboden vorhanden sind, die der AG jedoch nicht auskoffern und beseitigen kann. Befinden sich an der Erdoberfläche viele dicht beieinander liegende Störkörper wie Eisenschrott oder stahlarmierter Bauschutt, ist in der Regel eine Anomalieauswertung auf Einzelbefunde oft nicht mehr möglich. Hierdurch entsteht eine großflächige Störung die wie eine Gesamtanomalie wirkt, wodurch einzelne, tiefere Befunde überdeckt werden und damit unerkannt bleiben. Mit Hilfe der Bohrlochsondierung können in diesem Fall auch überdeckte, signifikante Befunde mit Munitionsverdacht erkannt und geborgen werden. Ebenso sind lotrechte Tiefensondierungen bei z.B. Trägerverbauten, Bohrpfahlwänden, Gründungspfählen, Rüttelstopfsäulen usw. anzuwenden. Rückverankerungen wie Anker, Erdnägel usw., sollte ebenso über geneigte Tiefensondierungen eine Kampfmittelfreigabe erteilt werden.

Lotrechte Tiefensondierung:

Mithilfe eines solchen schonenden Bohrverfahrens über Rotationstrockenbohrungen (RTB) wird ein Aufschluss mit nachfolgender, EDV-gestützter Sondierung im stehenden Bohrloch durchgeführt. Diese RTB werden mittels Endlosschnecken in einem Durchmesser von ca. 98 – 120 mm eingebracht. Die laterale Reichweite der Sonde wird mit 75 cm bis max. 90 cm angegeben, weshalb der maximale Bohrabstand in den baufachlichen Richtlinien Kampfmittelräumung und in den Vorgaben der staatlichen Kampfmittelräumdienste mit 1,5 m angegeben wird. Alle bauseitigen Bohrmaßnahmen mit mehr als 500 mm Durchmesser, müssen zudem dreifach vorsondiert werden. Die Anwendungsbereiche für lotrechte Tiefensondierungen sind:

  • Verbauträger (Berliner Verbau)
  • Bohrpfahlwände (aufgelöst, tangierend, überschnitten)
  • Spundwände
  • Gründungspfähle
  • Rammpfähle
  • Duktile Gusspfähle
  • Rüttelstopfsäulen
  • Flächenfreigaben in ferromagnetisch versiegelten Flächen

Wird beim Abteufen einer Bohrung mit nachfolgender Messung eine Anomalie festgestellt, sollten diese freigelegt und identifiziert werden. Ist dies technisch völlig unmöglich, folgen zumeist zusätzliche Erkundungsbohrungen zur Befundeingrenzung, die Aufgabe des Bohrlochs oder, bei nur geringem Verdacht und nach Abwägung des Gefahrenpotenzials ggf. als letzte Alternative auch baubegleitende Maßnahmen. Obgleich diese immer umstritten und viel diskutiert sein mögen, geeignete Alternativen können in solchen Grenzbereichen oft nicht aufgezeigt werden.

Die Bohrlochsondierungen sind als rel. zeit- und kostenaufwendige Variante mit hohem Materialverbrauch zu betrachten. Sie haben jedoch den Vorteil, dass sie m.o.w. zerstörungsfrei (Verdrängungsbohrung) sind, lediglich das 98 -120 mm (VBS, Vollbohrschnecke in bindigen Böden) bis 225 mm (HBS, Hohlbohrschnecke in nicht-bindigen Böden) große Bohrloch muss rückverfüllt werden. Außer einer geringen Menge an Bohrgut findet hierbei kein Bodenentzug statt. Neben der geophysikalischen Erkundung bedeutet die Tiefensondierung ebenfalls auch eine mechanische Vorerkundung der jeweiligen Bohrstrecke. Diese bleibt aber auf die Bohrstrecke selbst begrenzt und ist damit nur von geringstem Nutzen.

Geneigte Tiefensondierungen

Zur Herstellung von Verbaumaßnahmen sind meist Rückverankerungen notwendig. Hier ist es nur in Ausnahmefällen möglich, eine Untersuchung von der Oberfläche aus zu realisieren. Denn Anker und Rückverankerungen tauchen unter Straßen, Nachbargrundstücke und dichte Spartenlagen ab. Hierfür sind geneigte Bohrlochsondierungen notwendig, die sich an den bauseitigen Ankerparametern (Winkel und Neigung, Bohrtiefe bis UK Gefährdungsband) orientieren. Um dies für unsere Kunden umzusetzen, stehen uns 3 firmeneigene KLEMM-Bohrgeräte zur Verfügung. Die Anwendungsbereiche für geneigte Tiefensondierungen sind:

  • Rückverankerungen jeder Art
  • Erdnägel
  • DSV-Säulen
  • HDI-Unterfangungen

Die Messungen können mit einem 3-Achs-Magnetometer ausgeführt werden.

Unser Fuhrpark

Bei einer geringen Bohrmeteranzahl und kleinen Baufeldern kommen unsere Kleinbohrgeräte wie KB13 und RSB0/1.4 (ca. 1,6t) mit einer Tagesleistung zwischen 10 und 20 RTB zum Einsatz. Für große Bohrprojekte setzen wir unsere Liebherr 920c auf Gummikette (ca. 22t) mit einer Tagesleistung zwischen 80 und 150 RTB ein. Zudem haben wir je eine KLEMM 805-2W, 806-3D und 904 im Fuhrpark.